Von der Idee zur Umsetzung: der Sunny Boy Smart Energy

Sunny Boy Smart Energy

Der erste wandmontierbare Großserien-PV-Wechselrichter mit integriertem Speicher kann den Eigenverbrauch von Solarstrom in Privathaushalten um bis zu 50 Prozent erhöhen. Ein Grund, weshalb das Gerät auf der Intersolar Europe 2013 mit dem Intersolar Award in der Kategorie „Photovoltaics“ ausgezeichnet wurde. Wir haben mit Martin Rothert, Director Product Management, und Volker Wachenfeld, Senior Vice President Hybrid and Storage über die Entstehungsgeschichte des Sunny Boy Smart Energy, Überzeugungsarbeit und Schnelligkeit im Innovationsprozess gesprochen.

 

Ihr hattet die Idee zum Sunny Boy Smart Energy, der kürzlich mit dem Intersolar Award 2013 ausgezeichnet wurde. Könnt ihr in einem Satz erklären, was das Besondere an dem Wechselrichter ist?

Martin Rothert: Bislang gab es zwei Haupthemmnisse für den breiten Einsatz von Speichern in Photovoltaik-Systemen. Das waren die hohen Kosten auf der einen Seite und die aufwändige Planung bzw. Installation auf der anderen Seite. Beide Hemmnisse konnten wir durch den Sunny Boy Smart Energy beseitigen. Bei dem Batterie-Wechselrichter ist die Auslegung und Installation nicht aufwändiger als bei einem normalen PV-Wechselrichter und die Mehrkosten wurden durch eine konsequente Systemoptimierung soweit wie derzeit möglich reduziert.

 

Wann und wie seid ihr auf die Idee zu dem Produkt gekommen?

Martin Rothert: Die Idee kam uns, als wir in einem Gespräch mit einem Automobilhersteller saßen und dort die Kosten für Li-Ionen-Batterien in Hybridfahrzeugen bei großen Stückzahlen vorgestellt wurden. Die Batterien für die aktuellen Hybridfahrzeuge sind nämlich sehr ähnlich zu denen, die wir im Sunny Boy Smart Energy verwenden.

Volker Wachenfeld

Volker Wachenfeld

Volker Wachenfeld: Nach dem Gespräch hatten Martin und ich relativ schnell die grundsätzliche Vision erarbeitet: Wir überwinden auf einen Schlag alle wesentlichen Hindernisse für die Einführung netzparalleler Speicher auf Haushaltsebene. Unsere Ziele waren die Investitionskosten eines solchen Systems überschaubar zu machen. Das System sollte wirtschaftlich sein, es sollte keinen zusätzlichen Installationsaufwand geben und die Installateure sollten nicht mit einer komplett „neuen Technik“ konfrontiert werden. Es erschien so einfach, dass ich noch in derselben Woche abends voller Tatendrang bei Günther Cramer [ehemaliger SMA Vorstandssprecher, Anmerkung der Redaktion] ins Büro marschiert bin, um ihn von meiner Idee zu überzeugen.

 

Wie hat er reagiert?

Volker Wachenfeld: (lacht) Ich bin erst mal mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Wir hätten mit dem Sunny Backup-System doch eine Lösung im Angebot, meinte er. Das, was ich da vorschlage, würden die anderen doch schon längst machen. Dabei bezog er sich auf die DC-Kopplung der Batterie, also die leistungselektronische Umsetzung. Vielleicht war ich zu sicher, vielleicht war er zu müde. Ich konnte reden, so viel ich wollte, überzeugen konnte ich nicht. So musste ich dann reichlich unzufrieden ins Wochenende fahren, wo das Thema natürlich weiter an mir nagte.

 

Aber irgendwie scheint ihr das Thema ja dann doch platziert zu haben…

Volker Wachenfeld: Ich habe dann Anfang der folgenden Woche abends einen zweiten Versuch bei Roland Grebe [SMA Technologievorstand, Anmerkung der Redaktion] gestartet. Ihn hatte ich nach ca. einer Stunde überzeugt – das könnte ein Knaller werden! In dem Moment ging Günther Cramer am Büro vorbei, auf dem Weg nach Hause. Er ließ sich schicksalsergeben auf eine neuerliche Diskussion ein, und mit vereinten Kräften haben wir dann auch sein „Okay, dann macht es“ abgeholt.

Martin Rothert (rechts) im Gespräch mit Technologievorstand Roland Grebe auf der Intersolar Europe 2013

Martin Rothert (rechts) im Gespräch mit Technologievorstand Roland Grebe auf der Intersolar Europe 2013

Martin Rothert: Die Idee damals entstand aber nur, weil wir uns schon seit eineinhalb Jahren intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatten und klar war, dass ein wirtschaftlicher Betrieb eines Speichers nur mit einer verhältnismäßig kleinen Batterie zu erreichen sein wird.

 

Welche Schritte hat der Smart Energy bis zur Serienreife durchlaufen?

Martin Rothert: Die ungefähre Auslegung von PV-Wechselrichterleistung und Batteriegröße stand aufgrund der Vorarbeiten relativ schnell fest. Lange hat aber dann die notwendige Systemoptimierung gedauert. Hier haben wir Wert darauf gelegt, dass das System aus Batterie und Leistungselektronik insgesamt sehr kostengünstig ist. Dafür wurden viele Gespräche mit unterschiedlichen Batterieherstellern geführt. Wichtig war dabei auch, ein sehr sicheres Batteriesystem als Basis zu haben, so dass die Kostensenkung auf keinen Fall zu Lasten der Sicherheit ging. Auch wurden sehr intensiv viele unterschiedliche Mechanikkonzepte untersucht, bis hier ein wirklich sehr einfach zu installierendes Konzept herausgekommen ist. Es hat also schon seine Zeit gedauert, aber wie wir sehen, hat es sich gelohnt.

 

Welche Herausforderungen gab es?

Martin Rothert: Die größte Herausforderung am Anfang bestand darin, die potenziellen Batteriehersteller überhaupt erst einmal von der Idee zu überzeugen. Hier gebührt ein sehr großer Dank unserer Kollegin Sasa, die in vielen Gesprächen vor allem mit asiatischen Batterieherstellern das Konzept und das sich hieraus ergebende Marktpotenzial erfolgreich vermittelt hat. Eine der größten Herausforderungen war dann, zusammen mit dem ausgewählten Batteriehersteller auch die Kostenziele zu erreichen.

 

Gibt es ein Erfolgsrezept für Innovationen?

Volker Wachenfeld: Ein Erfolgsrezept sicherlich nicht. Aber man kann sagen, dass für Innovationen, die auf disruptiven Technologien beruhen [also Innovationen, die bestehende Technologien verdrängen, Anm. der Redaktion], der Markt reif sein muss. Die Umsetzung selbst erfordert ebenfalls eine Ausgereiftheit, die ein Scheitern verhindert. Hier gibt es selten eine zweite Chance. Innovationen, die mit verfügbaren Technologien ein Marktbedürfnis lösen, sind in hohem Maße eine Frage der Geschwindigkeit. Alle Marktteilnehmer beobachten, analysieren und entwickeln Ideen. Wer eine gute Idee am schnellsten umsetzt, kann den Rahm abschöpfen. Wer zu lange wartet und diskutiert, muss damit rechnen, dass andere dieselbe Idee schneller am Markt platzieren. Deshalb ist zumindest die Möglichkeit eines kurzen Entscheidungswegs im Innovationsprozess unerlässlich.

 

Volker und Martin, vielen Dank für das Interview.

 

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14 Kommentare
  1. Roland Jahn
    Roland Jahn sagte:

    Hallo- ich finde auch , warum immer wieder diese Verschiebungen zu diesem Produkt. Habe heute gehört, daß der neue WR mit Speicher erst Ende dieses Jahres auf dem Markt kommen soll- stimmt das???
    Ich bitte um eine konkre Antwort, danke!

    MfG Roland!

    Antworten
    • Leonie Blume
      Leonie Blume sagte:

      Hallo Roland,
      momentan läuft gerade der Feldtest. Wann das Gerät auf den Markt kommt, hängt vom Ausgang dieser Feldtestphase ab.
      Viele Grüße
      Leonie

      Antworten
      • Hendrik
        Hendrik sagte:

        Guten Abend, ich möchte in den nächsten Wochen eine PV-Anlage installieren und der SB5000SE wäre genau meine Lösung. Ist es möglich bis zum Erscheinen des Smart Energy einen herkömmlichen SB5000 als Leihgerät zu erhalten? Vielen Dank!

  2. Andreas
    Andreas sagte:

    Schon wieder ein weiterer Monat vergangen und man hört immer noch nichts neues. So langsam wird man quasie gezwungen sich nach alternativen zu SMA umzuschauen.

    Antworten
    • Leonie Blume
      Leonie Blume sagte:

      Hallo Hannes,

      leider verschiebt sich die Markteinführung des Sunny Boy Smart Energy. Das liegt am neuen Zertifizierungsprozess, der für ein so neues Produkt erforderlich ist. Dieser gestaltet sich aufwändiger als erwartet – und zwar sowohl bei SMA als auch bei den unabhängigen Zertifizierungs-Institutionen. So sind spezielle Normen und Testprozeduren zu entwickeln und anzuwenden, wodurch der gesamte Zertifizierungsprozess eines solchen Systems komplexer und somit das Verfahren in Summe zeitintensiver ist als bisher angenommen.

      Wir haben uns daher dazu entschlossen, den geplanten Serienstart sowie die darauf folgende Auslieferung der Seriengeräte zu verschieben.

      Weitere konkrete Informationen zum Lieferzeitpunkt der Null-Seriengeräte sowie der Seriengeräte veröffentlichen wir Mitte Dezember. Zu diesem Zeitpunkt werden wesentliche Schritte des Zertifizierungsprozesses abgeschlossen sein.

      Zur Akkukapazität: Die Speicherkapazität des Sunny Boy SE hat bewusst nur eine nutzbare Speicherkapazität von rund zwei Kilowattstunden, da dieser Wert einer wirtschaftlich optimalen Betriebsweise entspricht. Als Alternative mit größerer Speicherkapazität bieten wir das SMA Flexible Storage System an. Der Sunny Island ist dabei flexibel in Sachen Speicherkapazität und Batterietyp.

      Solltest Du noch weitere Fragen haben, einfach melden.

      Viele Grüße,
      Leonie

      Antworten
      • Andreas
        Andreas sagte:

        Mitte Dezember ist vorbei, aber Infos darüber habe Ich noch keine neuen gefunden. Gibt es mittlerweile schon was konkreteres, oder doch lieber Island, wobei da soll doch auch ein neuer dreiphasiger auf sich warten lassen?

  3. Michael
    Michael sagte:

    Ich lese schon seit längerem hier mit Interesse alles zum Sunny Boy Smart Energy.
    Wann kommt das Gerät konkret auf den Markt?
    Da ich noch dieses Jahr eine PV-Ablage installieren werde, stellt sich mir die Frage, ob das warten sich lohnen wird. Um das auszurechnen muß, man auch irgendwann wissen wie hoch die zusätzlichen Kosten für die Batterie sind.

    Aber auf jeden Fall Glückwunsch zur Idee!
    Ist im Zusammenhang mit dem Sunny Home Manager für mich das überzeugendste Konzept.

    Antworten
    • Jannis Rudzki-Weise
      Jannis Rudzki-Weise sagte:

      Hallo Michael,

      vielen Dank für dein positives Feedback. Wir planen den Sunny Boy Smart Energy bis Ende des Jahres auf den Markt zu bringen.

      Viele Grüße,
      Jannis

      Antworten
      • Michael
        Michael sagte:

        Na dann konkretisiere ich mal meine Frage:
        so wie das System aussieht scheint es doch recht statisch zu sein. Damit meine ich die Auslegung des Wechselrichters. Bei mir würde der PV-Generator zum Beispiel aus 3 Flächen bestehen. Eine Fläche ist nach Süden ausgerichtet(8 Module) eine nach Ost(16 Module) und eine nach West (8 Module). Die Leistung wird nominell bei über 6 kwp liegen. Diese Leistung würde aber nie komplett anliegen sh. Ausrichtung.
        Ist der Wechselrichter im Sunny Boy Smart Energy für so eine Konstellation ausgerichtet oder ist das Gerät eher für „Standard“ PV-Anlagen geeignet.

        Vielen Dank und freundliche Grüße

      • Leonie Blume
        Leonie Blume sagte:

        Hallo und danke. Wir melden uns Montag zurück, OK?
        Ein wunderschönes Wochenende
        Leonie

      • Leonie Blume
        Leonie Blume sagte:

        Hallo Michael,

        der SB 5000SE besitzt zwei MPP Tracker und ist somit flexibel auslegbar. In deiner Situation kann man den Ost/West-Teil auf einen MPP Tracker führen und den Südteil auf den anderen MPP-Tracker. Sunny Design berücksichtigt solche Konstellationen. Eine Auslegung über Sunny Design ist somit zu empfehlen. Hier der Link zum Download: http://www.sma.de/produkte/anlagenplanung.html

        Viele Grüße
        Leonie

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