„Enormes Potenzial“

Pierre-Pascal Urbon, SMA Vorstandssprecher, im Interview über Szenarien im Energiemarkt, das Potenzial erneuerbarer Energien und eigenverantwortliche Energieversorgung von Haushalten
Mit welchen Szenarien arbeitet SMA als Weltmarktführer bei Solar-Wechselrichtern national und international?
Durch die stark gesunkenen Gestehungskosten für Solarstrom treten sowohl national als auch international die Anwendungen, in denen die Photovoltaik gegenüber anderen Stromerzeugungsarten die wirtschaftlichere Alternative ist, immer mehr in den Vordergrund. Besonders in sonnenreichen Ländern ist Solarstrom preisgünstiger als die Stromerzeugung aus fossilen Kraftstoffen. Hier ist die Steuerung von Solar-Diesel-Hybrid-Systemen ein Zukunftsthema für SMA. Aber auch in einigen europäischen Märkten kann die Solarenergie bereits heute erfolgreich mit den Haushaltsstromtarifen konkurrieren. Daher gewinnen Themen wie Energiemanagement, Optimierung des Eigenverbrauchs und Zwischenspeicherung von Solarstrom zunehmend an Bedeutung.
Wie können die künftigen Energieversorgungsstrukturen aussehen? Welchen Anteil und welches Potenzial sehen Sie dabei für die Erneuerbaren im allgemeinen und die Photovoltaik im besonderen?
Die Zukunft der Stromversorgung ist eindeutig dezentral und erneuerbar. Trotz größter Widerstände von den großen Energieversorgungsunternehmen hat der Wandel bereits begonnen. Die Photovoltaik ist mit einer gesamt installierten Leistung von rund 30 Gigawatt in Deutschland mittlerweile ein wichtiger Energieträger, der zudem große gesellschaftliche Akzeptanz erfährt. Enormes Wachstumspotenzial für die Photovoltaik stellen die häufig noch ungenutzten Dachflächen von Gewerbe- und Industriebetrieben dar. Durch die Kombination moderner Energiemanagementsysteme mit der Photovoltaik könnte eine eigenverantwortliche Energieversorgung ermöglicht und so der Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig gesichert werden. Deutschland hat die Chance, Vorreiter einer solchen Technologieentwicklung zu sein.
Ein Merkmal der Erneuerbaren ist ihre Dezentralität. Welchen Stellenwert hat diese auf dem Weg zu einer nachhaltigen Vollversorgung?
Das Merkmal der Dezentralität wird von der Photovoltaik im besonderen Maße erfüllt. Schließlich lässt sich eine Solarstromanlage auf einem Ein- oder Mehrfamilienhaus ebenso einfach und schnell installieren wie auf einem großen Industriedach oder einer Freifläche am Rande der Autobahn. Der entscheidende Vorteil einer dezentralen Energieversorgung liegt aber darin, dass der Strom häufig genau dort verbraucht werden kann, wo er produziert wird. Durch moderne Wechselrichtertechnik ist zudem eine Entlastung der öffentlichen Stromnetze möglich. Der unbedingt erforderliche Netzausbau kann mit einem höheren Anteil der Photovoltaik deshalb über einen längeren Zeitraum erfolgen.
Neben Energieerzeugung und -versorgung spielt die Effizienz eine wichtige Rolle – Stichwort intelligente Netze. Ist die Smart Grid-Technologie nicht auch etwas für SMA?
SMA ist ein Energiemanagement-Unternehmen. Wir haben beispielsweise mit unserem Sunny Home Manager eine Lösung für eine eigenverantwortliche Energieversorgung von Haushalten entwickelt – damit haben wir deutlich unsere Technologieführerschaft unterstrichen. Das Gerät analysiert und erlernt das Verbrauchsverhalten im Haushalt und kombiniert diese Informationen mit Wetterprognosen zur Vorhersage der Solarstromerzeugung. Auf dieser Basis steuert der Sunny Home Manager die Elektrogeräte im Haushalt. Konkret heißt das, die Waschmaschine und die Wärmepumpe laufen dann, wenn die Solaranlage auf dem Dach am meisten günstigen Strom produziert. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Integration dezentraler Speicher in das Stromnetz der Zukunft. Sie sind ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien. SMA arbeitet mit Hochdruck an der Entwicklung der entsprechenden Systemtechnologie. Bereits im kommenden Jahr werden wir den ersten Wechselrichter mit integriertem Speicher auf den Markt bringen. Für die Betreiber von Solarstromanlagen bedeutet der Einsatz dieser Technologien nicht zuletzt die Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen.
Das Interview erschien erstmalig am 23. September 2012 in der Beilage „Wendezeit für Energie“ der Zeitung „Die Welt“.
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